Ein stilles Kind erzählt (ein Text für transidente Kinder und ihre Eltern)
Kapitel
Diesen Sommer komme ich in die Schule. Meine große Schwester Cara geht schon aufs Gymnasium. Sie behauptet, nur die ganz schlauen Kinder dürfen da hin. Ich habe ihren Ranzen von früher mit den gelben Leuchtschnallen bekommen. Wenn ich den zumache, gibt es ein Klick-Geräusch. Deshalb mache ich den ganz oft auf und zu, weil ich dieses Klick-Klack so gernhabe. Die Hefte fürs Schreibenlernen müssen wir noch einkaufen. In den Ranzen habe ich also bisher nur meine Lieblingsbilderbücher und meine Murmeln gesteckt. Manchmal setze ich ihn heimlich auf und stelle mich vor den Spiegel. So von der Seite schaue ich schon aus wie ein richtiger Erstklässler.
Meine Oma hat extra für mich ein blaues Federmäppchen genäht, mit einem dicken Reißverschluss an der Seite. Sie hat mir sogar noch bunte Filzstifte, ein Lineal und einen Radiergummi reingetan. Von außen riecht das Mäppchen ein bisschen nach einem Wollpulli, wenn der nass geworden ist.
Ich weiß gar nicht, ob ich die Schule überhaupt schaffe. Mama sagt, das ist nicht ganz sicher, weil ich für sechs Jahre noch viel zu verspielt bin. Also weiß es eigentlich keiner so richtig. Die Cara sowieso nicht und leider auch der Papa nicht.
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